Besuch in Lyons-la-Foret vom 13. bis 18. Juli 2016

Leben wie Gott in Frankreich

Alle Teilnehmer des Treffens 2016 in Frankreich

Alle Teilnehmer des Treffens 2016 in Frankreich

Zu einem großartig verlaufenden Freundschaftsbesuch bei unserem Partnerschaftsverein reisten im Juli 14 Mitglieder des Deutsch-Französischen Vereins Grafrath ( DFVG ) nach Lyons-la Foret. Unsere Gastgeber hatten zwar auf eine offizielle Delegation unserer politischen Vertreter gehofft, um am französischen Nationalfeiertag einen „echten“ Partnerschaftsvertrag abzuschließen, aber jetzt bestehen gute Aussichten, dass eine deutliche Mehrheit unseres Gemeinderates die Voraussetzungen dafür schafft, so dass dieses Ziel beim nächsten Gegenbesuch im Juni 2017 in Grafrath realisiert werden kann.

Der Besuch begann am Vorabend des französischen Nationalfeiertags stimmungsvoll mit einem Fackellauf und einem eindrucksvollen Feuerwerk mit anschließendem Tanz unter der alten Markthalle im Zentrum. Am nächsten Vormittag hat der Bürgermeister von Lyons, der auch im Kreis und im übergeordneten Fremdenverkehrsverband  eine führende Rolle spielt, im würdigen Ausstellungsraum im Rathaus die binationale Gemäldeausstellung eröffnet, wo von unserer Seite Gemälde von Martha Braunmüller, Karin Bayer und  Cornelie Wolff große Beachtung fanden.

Am Nachmittag stand die Besichtigung des nahegelegenen Schlosses Heudicourt an. Der Schlossherr, ein echter Graf, erläuterte die interessante Historie des geschichtsträchtigen Schlosses, wie auch die aktuellen Probleme bei der aufwändigen Erhaltung.

Eine eindrucksvolle naturkundliche und teilweise historische Wanderung erstreckte sich über rund 20 km und fast den gesamten Freitag. Die kompetenten Erläuterungen des Försters und seiner Assistentin zeigten die umwelttechnischen und auch wirtschaftlichen Aspekte der örtlichen Forstwirtschaft. In einem alten Forsthaus wurde dann zur Stärkung ein opulentes Menü gereicht.

Die bisherigen Abendessen fanden in kleiner familiären Runde gemeinsam im Kreis von mehreren Gastfamilien statt, was einem besseren Kennenlernen und der Vertiefung der persönlichen Freundschaften diente.

Am Samstag ergab sich die Gelegenheit, eine modern konzipierte Schweinemastfarm zu besichtigen, wo wir Wege sehen konnten, halbwegs artgerechte und doch wirtschaftliche Randbedingungen kennenzulernen. Das Spanferkel, das wir zu Beginn schon am rotierenden Spieß vorgefunden hatten, bildete den kulinarischen Schwerpunkt des anschließenden Mittagsmenüs, das wir unter dem Schatten der Platanen genießen durften.

Ein weiteres Beispiel einer gelungenen Eigenvermarktung konnten wir am Nachmittag beim Besuch einer Mosterei kennenlernen, wo die Herstellung und Vermarktung von hochwertigem Cidre erfolgreich kombiniert wird.

Der Abend klang aus bei Musik und Tanz mit traditioneller keltischer Musik. Nach dem tragischen Terroranschlag in Nizza kam die Frage auf, ob man eine derartige Veranstaltung unter diesen Randbedingungen  durchführen könne. Man war  sich einig, dass man sich dem Terror nicht beugen und auch unsere Freiheit mit unserem liberalen Lebensstil nicht zerstören lassen dürfe.

Am Sonntagnachmittag erlebten wir den kulturellen Höhepunkt: eine kulturgeschichtliche Führung durch Lyons, das mehrfach als Kulisse für historische Filme diente, so dreimal für die Verfilmung von Gustave Flauberts berühmten Roman „ Madame Bovary“. Der Vorsitzende der „ Amis de Lyons“  informierte uns über zahlreiche Künstler, die in Lyons zeitweise gelebt und gearbeitet haben, so Isaac de Benserade, Dichter am Hofe Ludwigs XIV, Maurice Ravel, der in seinem jetzt noch vorhandenen Fachwerkhaus seine Komposition „ Le Tombeau de Couperin“ vollendete und Jaques – Emile Ruhlmann, der legendäre Möbeldesigner und Innenarchitekt, der als Star der Art Deco in den 1920er und 1930er Jahren die Maßstäbe in Europa setzte. Im Rahmen der Führung öffneten sich für uns einige der sonst nicht zugänglichen prächtigen Gärten von üppigen Villen, so den Garten von Paul-Emile Pissarro, dem Sohn des berühmten Malers Claude Pissarro. Die Planung des Gartens, der auch ein Atelierhaus beherbergt, erfolgte von Claude Monet Abschließend führte unser Weg auf den kleinen Hügel der ehemaligen Burg von Lyons, die im 12. Jahrhundert von Wilhelm dem Eroberer als Verteidigungsanlageerrichtet worden war. Die Burg und die Stadtmauer wurden im 16. Jahrhundert fast vollständig zerstört. Vorher diente diese Burg zahlreichen englischen und französischen Königen und Herzögen als Wohnsitz für die Zeit der Jagd, da dieses Gebiet ein bevorzugtes Jagdrevier darstellte.

Unser Besuch fand einen würdigen Abschluss auf der Abschiedsparty in einem Salle de Fetes im Nachbarort Le Tronquay, wo wir nicht nur gepflegt getafelt und getrunken haben, sondern wo auch viele Lieder gemeinsam zur Gitarrenbegleitung von Markus Weimann gesungen wurden. Diese Party wurde nicht nur von den Mitgliedern der beiden Vereine besucht, sondern auch von mehreren Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden. So konnte unser Gastgeschenk, eine Collage von Markus Weimann, unter großem anerkennendem Beifall im würdigen Rahmen übergeben werden. Dabei konnte auch gleich die Einladung für den Gegenbesuch in der Woche des Rassomarktes  im Juni 2017 ausgesprochen werden, die dankend angenommen wurde. Wir hoffen, dass dieser Besuch bei unserer Bevölkerung und den Lokalpolitikern einen ähnlich guten Zuspruch findet.

Klaus Nerlich